Donnerstag, 26. Mai 2011

Deutsche Dominikaner und das Herz Jesu: Johannes Tauler

Der deutsche Mystiker Johannes Tauler (1300 – 1361) wies wiederholt in seinen Predigten auf das Herz Jesu hin. „Fliehet mit eurer ganzen Liebe in das göttliche, geöffnete, liebende Herz, damit Jesus euch dort mit sich vereinige und eure Liebe und euer Verlangen gänzlich loslöse von allem, was er nicht ganz und gar selber ist.“


Willst du mit Johannes ruhen an dem minniglichen Herzen unseres Herrn Jesus Christus, so musst du dich vertiefen in das minnigliche Vorbild unseres Herrn Jesus Christus. Das musst du fleißig betrachten. An ihm musst du seine Sanftmut und Demut sehen, und diese glühende Liebe, die er zu seinen Freunden und zu seinen Feinden trug, seinen Gehorsam und seine Ergebung, die er überall und bei allen Gelegenheiten zeigte, wenn ihn der Vater rief. Nimm dazu seine tiefe Milde, die alle Menschen aufnahm, und seine gebenedeite Armut. Himmel und Erde waren sein, und doch verfügte er nicht selbstherrlich darüber, sondern in allem, was er tat, suchte er des Vaters Ehre und der Menschen Seligkeit.

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Unser Herr sprach, er sei die Tür, durch die man gehen müsse. An dieser minniglichen Tür soll der Betende anklopfen, dass er in Wahrheit eingelassen werde. Er soll klopfen an dem minniglichen, geöffneten Herzen, und der erschlossenen Seite des Herrn. Dort hinein soll er sich bergen mit aller Andacht, der Bekenntnis seiner tiefen Armut und seines Nichts, wie der arme Lazarus vor des reichen Mannes Tür tat und nach einem Brocken seiner Gnade verlangte. Dass wir nun alle so bitten, suchen und anklopfen mögen, dass wir eingelassen werden, dazu helfe uns der gütige Gott.

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Fliehe mit allem, was du bist, in das süße Herz, das der Herr den Seinen, die ihm ihr Herz geben wollen, aufgetan hat. Dort will er sie mit den gütigen Armen seiner Liebe umfangen, und sie sollen ihn darin ewiglich besitzen. Dort soll man lernen, immerdar und in jeder Weise sich selbst zu verleugnen in Lieb und Leid, in Haben und Nichthaben, in dir selbst und allem Geschaffenen, wie es der Herr will und wie es seinem göttlichen Herzen gefällt.

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