Samstag, 14. Mai 2011

Deutsche Dominikaner und das Herz Jesu: Taulers Exerzitien

Die sogenannten Taulers Exerzitien sind fromme Leidensbetrachtungen, in denen die Seele sich ständig im Gebet an den Heiland wendet. Durchweht sind sie von der Liebe, die aus dem Herzen Christi strömt. Immer wieder kommt der Verfasser darauf zurück, denn dort hat er den tiefsten Grund für die Passion gefunden. Die Exerzitien werden Tauler zugeschrieben, vielleicht mit Unrecht, weil sie sehr von der Art seiner Predigten abweichen.

„Sieh, o Mensch, wie sehr ich um deines Heiles willen erschöpft und verzehrt bin. Sieh, welche Qual und Schmerzen ich erdulde. Die Wut und Grausamkeit der Menschen vernichtete mich beinahe, die Sünder der Erde tranken mein Blut, und noch genügt dies meinem Herzen nicht, noch ist die Flamme meiner Liebe nicht gestillt, denn wofern es nötig und meinem himmlischen Vater wohlgefällig wäre, würde ich zu eurer Bekehrung und ewigen Seligkeit bis auf den Jüngsten Tag in diesem Jammer und diesem Schmerz am Kreuze hängen, bloß meine unermessliche Liebe euch zu bezeugen, eure felsenharten Herzen zu erweichen und euch zur Gegenliebe gegen mich zu entzünden.“

Was konnte er noch mehr für uns tun, das er nicht getan hätte? Er hat uns sein Herz selbst als das geheimste Gemach geöffnet, um unsere Seele, seine erwählte Braut, dort einzuführen. Denn es ist seine Freude bei uns zu sein und in schweigender Stille und in stillem Schweigen bei uns zu ruhen.

Er gab uns sein ganz verwundetes Herz, damit wir darin weilen, bis wir ganz gereinigt und ohne Flecken sind, bis wir seinem Herzen gleichförmig, geeignet und würdig werden, zugleich mit ihm in das göttliche Herz des Vaters eingeführt zu werden.

Er gibt uns ganz und gar sein Herz, damit es unsere Wohnung sei. Dafür verlangt er unser Herz, dass es seine Wohnstätte sei. Er gibt uns sein Herz als Ruhestätte, gerötet vom Purpur seines Blutes, mit roten Rosen geschmückt; er verlangt dafür unser Herz im Schmuck von weißen Lilien reiner Werke.

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