Freitag, 15. April 2011

Mein Goldstück: Der grosse Sonntags-Schott

Ich sammele Bücher. Ja, es ist eine Sucht geworden; ich kann es nicht lassen Bücher zu kaufen; auch wenn ich sie längstens gelesen habe und sie eigentlich nicht brauche. Es war immer so, aber seitdem es Amazon gibt, und seitdem es dort sogar noch gebrauchte Bücher für knappe 10 Cent gibt (pluss Versandkosten natürlich) ist die Krankheit gar nicht mehr im Griff zu halten.

Unter meinen Büchern habe ich natürlich ziemlich viel religiöse Literatur. Es gibt Breviere nach römischem und nach benediktinischem Ritus, alt und neu, Proprien für die Dominikaner, für die Karmeliten, Messbücher secundum Ioannem XXIII, secundum Pium V, secundum Paulum VI. Inzwischen ist die Sammlung an Mess- und Stundenbücher so groß geworden dass ich glatt eine mittelgrosse Niederlassung deutscher Ordenschwestern mit Gebetbüchern ausstatten könnte. Und sollten die Nönnchen sich für'n Wechsel in den Ausserordentlichen Ritus entscheiden, wäre es auch kein Problem (Bücher genug).

Nun, unter all diesen Perlen besitze ich ein Goldstück was mir ganz viel bedeutet. Es liegt immer auf meinem Schreibtisch und aus Sorge, dass es bald kaputtgeht nehme ich es selten in die Kirche mit. Es ist der 1975 herausgegebene GROSSE SONNTAGSSCHOTT mit den "Originaltexten der authentischen deutschen Ausgabe des Messbuchs und des Lektionars, ergänzt mit den lateinischen Texten des Missale Romanum."

Warum ist mir dieses Buch so lieb? Erstens muss jeder Katholik ein Messbuch besitzten, um sich auf die Feier der heiligen Messe vorzubereiten, um ggf. mitlesen zu können, wenn die Messe in fremder Sprache gefeiert wird, um nach der Messe über die Schriftlesungen nachsinnen zu können.

Ich bin ein Kind der Messe von Paulus VI, ich habe die Zeit der "alten" Messe nicht erlebt. Zwar habe ich den außerordentlichen Ritus aufgesucht; in Berlin, in New York, in Fontgombault, in Paris, aber noch habe ich keinen richtigen Zugang zu ihm. Wenn die "neue" Messe würdig und richtig gefeiert wird, fühle ich mich wie vor die Engel versetzt (diese Freude ist leider schon eine echte Seltenheit). Aus diesem Grund freue ich mich besonders über ein Messbuch des Novus Ordo. Es ist auch ein Sammlerstück, da es die Lesejahre A-B-C beinhaltet, statt diese dämlichen neuen Auflagen, die nur für ein Lesejahr gut sind (was für eine Verschwendung, denkt jemand noch an den Regenwald?), und da es die Gebete, Präfationen, den ganzen Messordo, ja eigentlich alles bis auf die Lesungen auch auf Latein hat, ist es mir besonders katholisch. Ich kann mir nicht vorstellen dass man je dieses Messbuch (im Gegensatz zum Messbuch von Pius V, das ja gerade eine Wiedergeburt erlebt) wiederauflegen wird, was ich schade finde. Zu guter Letzt: meine Ausgabe habe ich von einer von mir sehr geschätzte Ordensschwester bekommen; als ihre rabiaten Mitschwestern den Ofen mit diesen Messbüchern füttern wollten (denn was will man noch mit Latein?), hat sie eins für mich versteckt. Vergelt's Gott!

Früher war das Besitzen eines Messbuchs, eines Schotts gang und gäbe. Jetzt ist es nicht mehr selbstverständlich. Wie praktisch wär's wenn man immer das Messbuch in der Tasche oder im Rucksack dabei haben könnte. Heute, wenn man in Sommerferien verreist, braucht ja der arme Gläubige mindestens einen Umzugswagen, um sein Sonntagsmessbuch, sein Wochentagsmessbuch Band I, sein Wochentagsmessbuch Band II, vielleicht sein Brevier mitzukriegen. Wie praktisch wäre es mit einem einzigen Messbuch für Sonn- und Werktage (einiges wiederholt sich doch).

Bei ZAVB.com und Amazon.de scheint es den grossen Sonntags-Schott gebraucht zu geben.

1 Kommentar: