Donnerstag, 14. April 2011

Ludwig von Granada: Geheiligt werde dein Name

In wunderschöner Ordnung folgt diese Bitte: Geheiligt werde dein Name. Denn habe ich bereits dein Kindesrecht erlangt, so ist meine erste vorzügliche Pflicht, dass ich die Glorie deines heiligen Namens, den Sieg deines Reiches und die Erfüllung deines Willens aller Orten und ohne Unterlass fördere. Was anders fordert auch diese Bitte von mir, als dass ich nach erhaltener Sohneswürde zum Besitz derselben schreite, und alle Pflichten, die dem Sohn obliegen, mit Liebe und Rechtlichkeit erfülle? Wie ein Mensch, der zum Könige, zum Bischofe, oder zu sonst einer hohen Würde erwählt ward, sogleich Besitz von dieser Ehrenstelle nimmt, und darauf sinnt, was seines neuen Amtes ist, so beginne auch ich, nachdem diese neue Würde mir zu Teil ward, nach dem Besitz derselben mich zu sehnen, schreite zu Werke, und verlange, was dem Sohne eines solchen Vaters ziemt: die Ehre deines hochheiligen Namens, die Vermehrung deiner Ehre, die Verbreitung deines Reiches nach meinen Kräften zu fördern, dass dasselbe der ganzen Welt kund werde, und alle deinen heiligen Namen anbeten und verherrlichen. Seinen eigenen Nutzen fördert der Mensch hierdurch, da er mit Gewissheit weiß, dass der Ruhm des Vaters zugleich der Ruhm des Sohnes ist, wie die heilige Schrift es uns bezeugt.

Wohl ist es mir bewusst, o Herr! dass Du meiner Güter nicht bedarfst; denn schwiegen auch die Zungen aller Sterblichen, so rufen alle Geschöpfe mit mächtiger Stimme, preisen Deine Glorie, und fordern einander zu Deinem Lob auf. Schauen wir die himmlischen Geister, so feiern dieselben unablässig Deine Glorie, und singen Dein Lob ohne Unterlass. Wenden wir uns zu dem wunderbaren Bau des Himmels, und betrachten wir mit offenen Augen die Wunder desselben, die Eintracht der untereinander kämpfenden Elemente, die Ebbe und Flut des Meeres, die Quellen sprudelnden Wassers, den beständigen Lauf der Flüsse, die so große Mannigfaltigkeit der Bäume, die unendlich verschiedene Grüne der Kräuter, die Gattungen und Arten so unzählig vieler Tiere, und die Wunder so vieler Dinge, die alle Art und Unzahl übersteigen, und alle nach der eigenen Kraft wirken, womit Deine Hand sie begabt hat: was anders rufen sie uns zu; was anders verkündigen sie uns, als die Herrlichkeit und den Glanz Deines Namens! Alle rufen sie mit lauter Stimme: Du allein bist der lebendige Gott, Du allein der Allmächtige, der Allweise, der Allgütige, der Allerbarmer; Du allein bist gerecht, allein wahrhaft und wunderbar, Du allein würdig, dass alle Wesen ohne Unterlass Dich loben.

Aus ganzen Herzen also wünsche ich, o Gott! dass Dein Name auf der ganzen Erde geheiligt werde, dass alle Zungen und Völker, dass alle Geschlechter und Alter aller Zeiten und Orte sich vereinigen, Deinen heiligen Namen zu preisen und zu verherrlichen. O mein Herrscher! nicht um irdische Reichtümer, nicht um weltliche Ehre, nicht um sinnliche Freuden flehe ich zu Dir; um dies Einzige bitte ich Dich, dass Dein Name geheiligt und auf der ganzen Erde verherrlicht werde! Dies sei meine erste und vorzügliche Bitte, dies mein erster Gedanke, dies das Ziel und die Sehnsucht meines Verlangens. Denn mächtiger als jede andere Liebe muss die Liebe sein, die Dir gebührt. Und verlange ich die Glorie und Seligkeit des Himmels nach diesem Leben, so verleihe mir, o Gott! dass ich sie nicht sowohl zu meinem eigenen Wohl als zu Deinem Ruhme verlange, und die seligen Bewohner Deines ewigen Reiches darum hochbeglückt achte,

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