Mittwoch, 18. Mai 2011

Seliger David von Augsburg; über das Herz Jesu

Unter den Franziskanern sind es zuerst deutsche Minderbrüder gewesen, welche die Herz-Jesu-Verehrung am tiefsten erfasst und in der Volkssprache für ihre Verbreitung gewirkt haben. Der sel. David von Augsburg (ca. 1200-1272) ist der erste Mystiker in deutscher Sprache. Dabei sind seine Schriften ganz durchweht von dem seraphischen Geiste seines Ordensstifters. In den mittelhochdeutschen Schriften Davids erscheint das am Kreuz durchbohrte Herz des Herrn als Sinnbild seiner Liebe.

Lieber Herr Jesu Christe, erwärme und durchglühe mein nach dir sich sehnendes Herz durch das liebeheiße Blut, das am heiligen Kreuze aus deinem glühenden Herzen floss. Dass es aus einem glühenden Herzen floss, dafür ward uns ein lebendiges Zeugnis. War doch da der Leib tot und kalt, und das Blut hätte nicht fließen können, sondern da es sich nicht bewegte, sollte es von Natur aus geronnen sein, wie man es bei den Toten sieht. Nicht also bei dir! Dadurch ist uns zu verstehen gegeben, wie es durch die Liebesglut deines Herzens so stark wallte, dass es als süßer Quell von deiner verwundeten Seite niederrann.

Herzlieber Herr, begieße nun mit deinem liebeheißen Blute die Dürre meines Herzens, dass es an Tugenden fruchtbar werde. Belebe und erwärme meinen erloschenen Eifer, dass er von deiner Glut frisch und kräftig werde. Heile und erleichtere meine wunde Seele in ihren Todesschmerzen, dass sie die Milde deiner Salbung verkoste und deines Herzens Süßigkeit und Frieden an sich erfahre. Speise und tränke mein nach dir verlangendes Herz, o lebendige Speise, dass ich in allem nachfolge, wohin du immer gehst, bis ich dahin gelange, wo du thronest zur Rechten deines Vaters und unser wartest.

Hilf mir, dass ich zu dir komme, dort, wo du mich liebevoll und reich empfängst und in die ewige Freude einsetzest, um mich in die innigste Vertraulichkeit einzuführen, die du mit deinem Vater hast im ewigen Geiste, mit dem du lebest und herrschest allen deinen Auserwählten zur Ehre und Freude ohne Ende. Amen

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