Deutsche Zisterzienserinnen
In den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts steht das Zisterzienserinnenkloster Helfta als der Höhepunkt mittelalterlicher Frauenbildung in Vereinigung mit Tugendstreben und außergewöhnlicher Gebetsgnade. Mehrere Ordensfrauen Helftas gehören zu den wichtigsten Verfasserinnen der mittelalterlichen Mystik. Im Mittelpunkt steht vor allem die Liebe zum Erlöserherzen.
Mechthild von Magdeburg
Mechtild (1210-1282) lebte als Begine zu Magdeburg und fand erst im hohen Alter Aufnahme in Helfta. Sie gilt als die erste, die Visionen des Herzens Jesu gehabt hat. Durch Befehl ihres Beichtvaters, eines Magdeburger Dominikaners, musste sie ihre Visionen aufzeichnen. Es war um 1250, während einer Krankheit, als der leidende Heiland ihr erschien:
In meinen großen Leiden offenbarte sich Gott meiner Seele, zeigte mir seines Herzens Wunde und sprach: Sieh, „wie weh man mir getan.“ Da sprach meine Seele: „Ach Herr, warum leidest du so große Not, da deines heiligen Blutes so viel vergossen ward? In deinem Gebete allein sollte doch billig alle Welt erlöset sein!“ „Nein,“ antwortete er, „meinem Vater genügte das nicht. Denn all diese Armut und Mühsal, alle Marter und Schmach, das alles war nur ein Pochen an der Himmelspforte bis zu der Stunde, da mein Herzblut zur Erde niederrann, dann erst wurde der Himmel aufgetan.“
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Willst du aufrichtig dich bekehren,
Sieh deinen Bräutigam, des Weltalls Herrn.
Sieh, wie er hängt am Kreuze hoch
Vor aller Welt, blutüberströmet,
Sein Aug´ voll Tränen und gebrochen,
Sein süßes Herz von Liebe ganz durchströmet:
Gedenk des scharfen Speeres Wunde,
Der niederdrang bis in des Herzens Tiefe, -
Und weine über das, was du getan.
Ich stürbe gern aus Liebe,
Sein Aug´ in mein Auge,
Sein Herz in mein Herze,
Seine Seele in meine Seele,
Umfangen – für ewig!
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