Deutsche Zisterzienserinnen
In den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts steht das Zisterzienserinnenkloster Helfta als der Höhepunkt mittelalterlicher Frauenbildung in Vereinigung mit Tugendstreben und außergewöhnlicher Gebetsgnade. Mehrere Ordensfrauen Helftas gehören zu den wichtigsten Verfasserinnen der mittelalterlichen Mystik. Im Mittelpunkt steht vor allem die Liebe zum Erlöserherzen.
Selige Mechthild von Hackeborn
Die selige Mechthild (1241-1299) leitete die Klosterschule in Helfta. Der Ruf ihrer Heiligkeit und großen Einsicht zogen viele nach Helfta, bei ihr Rat und Licht zu finden. Vielen Gnaden wurden ihr zuteil, die unter anderem die heilige Gertrud aufgezeichnete. Daraus entstand „Liber specialis gratiae,“ das Buch der besonderen Gnade; ein innigvertrauter Verkehr der Seele mit ihrem Heiland ganz durchweht vom Gedanken an das göttliche Herz und dem Verlangen, anderen Seelen zu nützen.
Der Grund für diese Gnaden liegt in der ewigen und unbeschreiblichen Liebe des göttlichen Herzens zu jeder Seele, die die Seele im Himmel so tief empfinden wird, dass es ihr innerstes Wesen durchdringt.
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„Durchwandere die Länge und Breite meines göttlichen Herzens, “ so sprach der Herr zu Mechthild; „die Länge ist die Ewigkeit meiner Güte, die Breite ist mein liebendes Verlangen nach deinem Heile. Dein ist alles Gute, das du in meinem Herzen findest.“
„Darum ist kein Sünder so arg, dass ich ihm nicht alle Sünden verziehe, wenn er wahrhaft bereut. Ja, mit so großer Güte und Liebe neige ich mein Herz zu ihm, als ob er nie gesündigt hätte.“
„Wenn auch der Mensch selbst lau wird und keine Liebe mehr fühlt, so bleibt dennoch die Liebe des göttlichen Herzens zu ihm brennend und unwandelbar.“ Wenn aber die Seele selbst nach Reinheit und Heiligkeit verlangt? Da neigte sich der Herr mit unaussprechlicher Liebe zu ihr, indem er sprach: „Ich will dich waschen in der Liebe meines göttlichen Herzens,“ und er öffnete ihr die Tür seines süßesten Herzens; dort schaute sie die Quelle des lebendigen Wassers und die elf Tugenden, welche St. Paulus in seinem Briefe aufzählt (Gal. 5, 22.23); Liebe, Freude, Friede, Geduld, Güte, Langmut, Sanftmut, Vertrauen, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit. Das Wasser aber wird genannt: ´Quell der Liebe“.
So wurde die Seele der begnadeten Ordensfrau zur höchsten mystischen Vereinigung geführt. Der Herr erschien ihr in unbeschreiblicher Glorie und Wonne; er legte sein göttliches Herz an das Herz der Seele und sprach zu ihr: „Nun ist mein Herz das deinige und dein Herz das meinige“, und mit seiner ganzen göttlichen Kraft zog er die Seele so in sich, dass sie ein Geist mit ihm zu werden schien.
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