Montag, 27. Juni 2011
Thomas von Aquin (+ 1274) (Aus dem Opusculum über das Fest des Leibes Christi.) Du kostbares, bestaunenswerte Gastmahl!
Weil uns der einziggeborene Sohn Gottes Anteil an seiner Gottheit geben wollte, nahm er unsere Natur an, wurde Mensch, um die Menschen göttlich zu machen. Mehr als das: Was er von dem Unsrigen annahm, gab er ganz hin für unser Heil. Denn er brachte seinen Leib auf dem Altar des Kreuzes zu unserer Versöhnung Gott, dem Vater, als Opfergabe dar. Er vergoss sein Blut für uns als Lösepreis und als Bad zugleich. So sollten wir von elender Knechtschaft erlöst und von aller Sünde gereinigt werden. Damit uns aber ein Gedächtnis dieser so großen Liebe bleibe, hinterließ er den Glaubenden seinen Leib zur Speise und sein Blut zum Trank unter der Gestalt von Brot und Wein. Welch ein kostbares und bestaunenswertes Gastmahl, heilbringend und voll Wohlgeschmack! Denn was kann kostbarer sein als dieses Gastmahl? In ihm wird uns nicht das Fleisch von Kälbern und Böcken zur Speise gegeben wie einst unter dem Gesetz, sondern Christus, der wahre Gott. Gibt es etwas Bestaunenswerteres als dieses Sakrament?
Kein Sakrament hat eine heilsamere Wirkung als dieses: Es reinigt von Sünden, es mehrt die Tugenden und erfüllt den Geist mit dem Reichtum aller geistlichen Gaben. Es wird in der Kirche für die Lebenden und die Toten dargebracht, damit allen zugute komme, was zum Heil aller eingesetzt ist. Niemand kann schließlich die Wonnen dieses Sakraments hinreichend ausdrücken, da in ihm die Süße des Geistes in ihrem Quell genossen und in ihm das Gedächtnis jener unübertrefflichen Liebe begangen wird, die Christus in seiner Passion bewiesen hat. Um also die Unermesslichkeit seiner Liebe den Herzen der Gläubigen tiefer einzuprägen, stiftete er beim Letzten Abendmahl dieses Sakrament, nachdem er das Pascha mit seinen Jüngern gefeiert hatte und als er aus dieser Welt zum Vater hinübergehen sollte. Er stiftete es als immerwährendes Gedächtnis seiner Passion, als Erfüllung der alten Zeiten, als größtes seiner Wunder und als einzigartigen Trost für jene, die seine Abwesenheit mit Trauer erfüllt.
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